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Solidarität zeigten am Sonntag die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Kierspe und folgten dem Aufruf zu einer Mahnwache an der Meinerzhagener Stadthalle.

Mit einem einfachen Plakat untermauerten sie ihre Haltung: „NEIN zu Rassismus“.

Auch unser Schulleiter Johannes Heintges brachte deutlich zum Ausdruck, was unsere Schule lebt: Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage. Er forderte die Anwesenden dazu auf, jeden Tag Courage zu zeigen, aufeinander zuzugehen und den Austausch zu pflegen.

Man konnte viele unserer muslimischen SchülerInnen sehen, die mit ihren Eltern der Einladung zum gemeinsamen trauern nutzten, Seite an Seite mit ihren MitschülerInnen, welche ihre Trauer ebenfalls zum Ausdruck bringen wollten.

Klare Worte fand dazu unser ehemaliger Schülersprecher Bayram Akbal, der deutlich machte, dass nicht die Religion oder die Kultur einen Menschen ausmachen, sondern die Tatsache, dass ein jeder Mensch glücklich sein möchte und darin alle Menschen gleich sind.

Hass, so Bayram, werde gelernt und sei nicht schon von Geburt aus vorhanden. Weiter führte er aus: „Wenn man Hass lernen kann, so kann man auch Liebe lernen.“ Er sprach vor allem die Jugend unter den Anwesenden an. Sie seien die Zukunft und müssten sich auch für diese einsetzen. Nämlich für eine gemeinsame und vielfältige Zukunft, in der wir von dem jeweiligen anderen lernen könnten.

(C. Koch)

 

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Rede unseres ehemaligen Schülersprechers Bayram Akbal auf der Mahnwache anlässlich der
Morde in Hanau, Meinerzhagen 01.03.2020

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

ich möchte hier gar nicht stehen. Denn der Grund, warum ich hier stehe, ist ein sehr schmerzhafter.
Heute reden wir über Deutschland, über Rassismus.
Ich möchte auf diesem Wege besonders alle jugendliche Musliminnen und Moslems ansprechen.
Denn rechte Gewalt häuft sich. Insbesondere Formen des antimuslimischen Rassismus – oft unter
dem Deckmantel der sogenannten Islamkritik –, aber auch Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit,
sind auf erschreckender Weise wieder Alltag geworden.
Wir stehen hier, um Rassismus und Terror zu bekämpfen. Abscheuliche Taten wie diese sind mit
nichts zu rechtfertigen und abscheuliche Menschen wie solche, haben auf unserem Planeten, auf
dem alle dasselbe wollen, und zwar glücklich sein, nichts zu suchen.
Wir sind zusammen gekommen, um das zu erreichen, was seit Jahrzehnten noch immer nicht zu
100% erreicht wurde. Ein uneingeschränktes und reibungsloses Zusammenleben verschiedener
Nationalitäten, verschiedener Religionen. Wir sind hier, um zu erklären, dass das Böse nicht im
Aussehen, Herkunft oder Glaube steckt, sondern in erblindeten und trockenen Herzen schlechter
Menschen.
Ein Christ tötet nicht, weil das Christentum es vorschreibt. Ein Jude vergewaltigt nicht, weil es das
Judentum will. Und ein Moslem schlägt nicht weil es der Islam vorsieht. Ich bin in mindestens 15
Ländern der Welt gewesen und ich habe eins gelernt. Wenn ein Mensch hassen will, dann findet er
einen Grund, diese Abscheulichkeit auszuleben.
Indem wir uns hier zusammen finden, bekämpfen wir Hass. Ich spreche gezielt alle ausländischen
Mitbürgerinnen und Mitbürger an, aber vor allem alle jugendlichen, denn wir sind es, die
Deutschland mitgestalten werden und müssen. Wir gehören zur Zukunft Deutschlands.
Fühlt euch nicht unterdrückt, fühlt euch nicht, als wärt ihr im Nachteil und hört auf, bemitleidet
werden zu wollen. Wir müssen ganz einfach aktiver werden, und unsere Präsenz zeigen. Wir müssen
reden, erklären und vor allem aufklären. Allein so können wir Rassismus im Keim ersticken.
Unsere Kulturen präsentieren und den Islam so zeigen, wie er tatsächlich ist. Und ich möchte euch
eins wissen lassen: Wenn wir gegen Rassismus sind, dann müssen wir diese Regeln ebenfalls
einhalten. Judenhass ist bei Muslimen leider nicht unüblich und man sieht es vermehrt auch bei
jungen Menschen. Das ist auch Rassismus. Das ist auch Hass und das passt nicht zum Islam. Politik
einiger Nationen ist nicht gleich die Religion der dort lebenden Menschen.
Medien, Social Media und Propaganda sorgen dafür, dass der Islam in ein schlechtes Bild gerückt
wird. Von Antisemitismus ist jeden Tag die Rede. Was auch gut und richtig ist. Doch stellt euch doch
mal die Frage warum von Islamophobie nur wenig geredet wird. Sorgt dafür, Rassismus zu

bekämpfen, indem ihr zeigt, dass der Islam nichts anderes will als die anderen großen Religionen:
Frieden.
Die meisten von euch sind hier geboren und beherrschen die deutsche Sprache. Geht auf eure
Mitbürger zu, so wie es Allah von euch fordert. Al-Hujurat Sure, Vers 13 besagt: ,,Wir haben euch von
einem männlichen und von einem weiblichen Wesen erschaffen und wir haben euch zu Völkern und
Stämmen erschaffen, damit ihr euch kennen lernt.‘‘ Unser Prophet führt fort: ,,Wer zum Rassismus
aufruft, gehört nicht zu uns, wer im Namen von Rassismus kämpft, gehört nicht zu uns.‘‘
Wir wissen alle, dass Hass nicht mit Hass zu bekämpfen ist. Hass lässt sich ausschließlich mit Liebe
bekämpfen.
,,Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen
lernen und wenn sie hassen lernen können, dann können sie auch lieben lernen.‘‘ Vor allem junge
Menschen sind in den sozialen Medien tagtäglich unterwegs richtig ? Bitte lehrt dort die Community
doch, dass wir liebenswert sind, sorgt dafür dass wir geliebt werden. Denn in einem sind wir uns
doch einig: Unsere Religionen und unsere Kulturen haben immer etwas liebenswertes, egal um
welche es sich handelt.
Wenn ich eins nicht mag, dann ist es Pessimismus. Während eines unserer Augen weint und frustriert
ist, weil Menschen wegen ihrem Hintergrundes abscheulich ermordet worden sind, müssen wir dafür
sorgen, dass das andere Auge Mut zeigt, Initiative und positives Denken.
Ich möchte zum Abschluss ein gutes Beispiel nennen. Singapur. Ich war in Singapur und ich kann euch
verraten: Da läuft nahezu alles reibungslos. Buddhisten, Christen, Muslime und Hindus leben
uneingeschränkt miteinander. Muslime kriegen dort als große Minderheit in fast allen Restaurants
halal Besteck zur Verfügung gestellt, welches separat gewaschen wird. Verschiedene Kulturen und
Nationalitäten verstehen sich gut. Das Schlüsselwort hierfür lautet Toleranz. Toleranz führt zu einem
WIR und beseitigt das ICH.
Fordert von der Politik, die bestehende Doppelmoral zu beseitigen. Lasst uns dafür sorgen,
verstanden zu werden und integriert euch. Denn solange wir in Deutschland leben, SIND WIR
DEUTSCHLAND.
Vielen Dank.

 

 „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. 

IMG 6680Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Martin Niemöller