Die Generation der Kollegen und Kolleginnen, die die Gesamtschule in Kierspe aufgebaut haben, tritt ab. Jetzt erreichte uns die traurige Nachricht, dass Gerhard Hüttemann uns verlassen hat. Gerhard war seit einiger Zeit sehr krank und ist am Sonntag, den 22.09.2024 verstorben.
Gerhard kam aus dem Ruhrgebiet, aus Essen-Katernberg und das konnte er nie verleugnen. Herrliches Ruhrpottdeutsch, das ihm oft rausrutschte, waren sein Markenzeichen. Drei Sätze oder Lebensweisheiten, oft von ihm punktgenau gesetzt, charakterisierten ihn, deftig, aber mit viel Weisheit: „Ein Mensch ohne Macke ist Kacke.“; „Man sieht dem Menschen nur vorm Kopf. („vorm“, das war die Gerdsche Grammatik aus Essen-Katernberg 😉); „Mit den Menschen reden, nicht über sie!“
Und so war er, unser Gerhard: gradlinig, verständnisvoll, zugewandt, immer ein offenes Ohr, aber auch ein offenes Wort – direkt, manchmal ein bisschen bollerig, er konnte sich auch in Rage reden – langweilig war er nie!
Gerhard war ein Kollege, der in der Frühzeit (seit Juni1974) an die Gesamtschule Kierspe kam und ein ganz seltenes Recht hatte, er unterrichtete in den ersten Jahren
nur ein Fach, das Fach Religion. Das hat er mit viel Engagement getan und ist viele neue Wege gegangen. Religion zu unterrichten, war für Gerd immer verbunden
mit gesellschaftlichen, sozialen und politischen Problemen und Fragen. Christlicher Glaube aus seiner Ansicht war immer mit der Frage verknüpft, wie kann ich die Werte des christlichen Glaubens im familiären und beruflichen Alltag leben. Es ging ihm nicht nur um den Gottesdienst, Beten und Glauben, er kämpfte dafür, dass der Glaube, die Liebe, Eingang in den Alltag und in den Unterricht fanden. Eine Kollegin beschreibt Gerd wie folgt:
„Religionsunterricht ohne frömmelnden Beigeschmack und ein engagiertes Leben mit dem Ziel, Verständnis und Empathie für Ungerechtigkeiten in der Welt zu wecken,
das sind Erinnerungen an Gerhard Hüttemann.“ Er hat sich intensiv mit der Friedensbewegung, mit der wirtschaftlichen und sozialen Ausbeutung der Dritten Welt
und ökologischen Themen auseinandergesetzt. Die Schüler und Schülerinnen wussten sein inhaltliches und persönliches Engagement zu schätzen. Ein solches
Verständnis und Engagement sind heute selten geworden. In der Schule, aber auch im gesellschaftlichen Leben war Gerhard ein mutiger Kämpfer. Er kannte keine Angst und wenn es um Gerechtigkeit ging, um soziale Unterstützung, dann war Gerhard zusammen mit seiner Frau sehr engagiert.
Er hatte keine Scheu sich für diese Fragen mit dem Bürgermeister, dem Schulleiter oder den Kollegen anzulegen und für die Sache zu kämpfen. Gerhard war ein absolut zuverlässiger und geschätzter Kollege. In der Fachgruppe Religion und später in der Technik war er anerkannt und geachtet. Legendär waren seine Gartenfeste, die er für die Fachgruppe Religion oder Technik organisiert hat. Gerhard hat in seinem Leben auch schwere Zeiten erlebt, doch er hat nie aufgegeben oder resigniert. Er blieb ruhig und nachdenklich, aber seinen Humor und seine Freundlichkeit hat er stets beibehalten.
Gerhard, die Gesamtschule hast Du vor längerer Zeit mit der Pensionierung verlassen, aber dennoch werden wir dich vermissen und sind dir dankbar. Mach es gut.
Frauke Schridde, Rolf Muck