bosbach

Als ehemaliger Bundespolitiker, der erst vor kurzem die Berliner Bühne verlassen hat, ist Wolfgang Bosbach (CDU) ständig in der Republik unterwegs. Station machte er zum Start der Projektwoche auch an der Gesamtschule Kierspe um mit Schülerinnen und Schülern über Demokratie zu sprechen. Sein Lebensmotto „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ setzte er mit Geduld und schülernah in die Tat um und nahm sich viel Zeit für alle an ihn gestellte Fragen.

schuelerplenum

Eingeladen wurde Wolfgang Bosbach vom Projekt „Lebende Demokratie in Deutschland und in der USA – selbstverständlich oder in Gefahr?“ unter der Leitung von Marion Überholz und Meike Hinnenkamp. Mit ihrer Schülergruppe hatten sich die Projektleiter auf den Besuch des Politikers schon im Vorfeld der Projektwoche vorbereitet. So stellten die Schülerinnen und Schüler sachkundige Fragen zum Thema Demokratie, erhielten darüber hinaus aber auch Einblicke in den Alltag eines Politikers.

Nele Keune stellte in ihrer Begrüßung Wolfgang Bosbach vor und verwies dabei insbesondere auf den beruflichen Werdegang des späteren Juristen. „Ich halte nichts davon Berufspolitiker zu sein und habe immer gerne in meinem erlernten Beruf als Jurist gearbeitet“, erzählte Wolfgang Bosbach. Seine Motivation in die Politik zu gehen begründete Wolfgang Bosbach mit den Folgen des zweiten Weltkrieges und der Erfahrung, was religiöse Spaltung bedeutet. Außerdem erinnerte er daran, dass in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts politisches Engagement selbstverständlich war und sehr viele junge Menschen in Parteien eingetreten sind.

 

bosbach ueberholz

„Demokratie ist nicht selbstverständlich“, erklärte Wolfgang Bosbach. „Wenn wir auf Dauer in einer Demokratie leben wollen, müssen wir gegen diejenigen kämpfen, die die Demokratie abschaffen wollen.“ Ganz besonders wichtig war Wolfgang Bosbach, dass jeder eine Meinung zum Thema Demokratie haben sollte. „Und am besten ist es, wenn jeder auch Ahnung vom Thema hat“, erklärte Wolfgang Bosbach seinen Standpunkt und klärte zunächst einmal, ob die anwesenden Schülerinnen und Schüler einen Begriff davon haben, was Demokratie eigentlich ist.

Dabei fühlten sich die Schülerinnen und Schüler ernstgenommen und respektiert. Der Politiker schaffte es eine ungezwungene und lockere Atmosphäre herzustellen, die einen gehaltvollen Austausch zwischen einem Profi und politischen Laien ermöglichte. Zahlreiche Themenbereiche wurden in der zweistündigen Veranstaltung abgearbeitet. So ging es um das Wesen der Demokratie, den Umgang mit Terror, Fragen der Migration oder ganz aktuell um das Zustandekommen der Jamaika-Koalition.

Immer suchte Wolfgang Bosbach den persönlichen Zugang, gab Fragen an die Schülerinnen und Schüler zurück und bot Einblicke in seinen Alltag. Wer gut zugehört hatte, wusste im Anschluss an die Veranstaltung, welches Auto der Politiker fährt, dass er sich gemeinsam mit seiner jüngsten Tochter einen Hund wünscht und das seine Frau zu Hause die Entscheidungen trifft. Auch seine Mitgliedschaft im Karnevalsverein war Thema.

Auf die Frage, ob die Demokratie in Deutschland und den USA durch populistische und radikale Kräfte in Gefahr sei, antwortete Wolfgang Bosbach sehr direkt. „Lebende Demokratie bedeutet, dass jeder Einzelne aufgerufen ist, sich für die Demokratie einzusetzen und das funktioniert in den USA genauso wie bei uns in Deutschland“, erklärte der Politiker. Außerdem würde man gerade in den USA die Funktionalität der Demokratie gut beobachten können. „Da stoppt ein Richter auf Hawai Trumps Einwanderungsgesetz und das nenne ich funktionierende Demokratie“, sagte Wolfgang Bosbach. Der gewählten AFD müsse man sich im politischen Diskurs entgegenstellen. „Die Debatten werden sicherlich härter und inhaltlich nicht unbedingt besser. Aber wir müssen uns auseinandersetzen, denn Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner gehört dazu“, erklärte Bosbach. Zum Ende der Veranstaltung lobte Wolfgang Bosbach die Jugendlichen, die diszipliniert und kundig seinen Ausführungen gefolgt waren.

 

(J. Hüttemann-Wilks)