Es gab eine große Betroffenheit, als wir hörten, Ulli Duffe sei am 27.09. verstorben. Er ist uns in lebhafter Erinnerung, obwohl niemand von den Kollegen/innen in den letzten Jahren näheren Kontakt zu Ulli hatte. In weiter Ferne so nah.

Ulli kam bereits im Februar 1974, also in der Phase des Aufbaus, in die Gesamtschule Kierspe. Er unterrichtete die Fächer Chemie und Mathematik. Er hat sich gleich an die Arbeit begeben und hat zusammen mit den Kollegen/innen der Naturwissenschaften das Zentrum der Naturwissenschaften technisch und inhaltlich aufgebaut. Ulli hat sich mit aller Kraft der Chemie gewidmet und dort entstand eine Sammlung und ein Laborbereich, der inhaltlich, methodisch und fachlich seinesgleichen suchte. Im Mittelpunkt seines Unterrichts stand das Experiment. Die Schüler/innen sollten die Fragen und Probleme der Chemie in der Praxis kennenlernen und inhaltlich aufarbeiten. Wichtig war ihm der Kontakt zur chemischen Industrie. Ulli besuchte mit seinen Kursen die BASF und Bayer und arbeitete mit den Unternehmen zusammen. Das hat die Schüler/innen begeistert. Ihm war sehr wichtig, dass die Naturwissenschaften keine Domäne der Jungen blieben, sondern er kämpfte sehr darum, dass die Schülerinnen einen Zugang und ein Interesse für diesen Fachbereich entwickelten. Es war kein Zufall, dass die NW der Gesamtschule sehr anerkannt war und viele Schüler/innen begeistert hat.

Ulli verstand sich nie nur als Fachlehrer. Die sozialen Belange der Schüler/innen waren ihm sehr wichtig, denn er wusste: Schulischer Erfolg wird bestimmt durch die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Familie. Wenn er Möglichkeiten sah, junge Menschen auf ihrem Weg zum Abitur zu unterstützen, dann hat er alles getan, was mit seinem Einfluss möglich war.

Gleichzeitig war Ulli ein Mensch der Kultur, er liebte die Musik, das Ballett, Theater und die moderne Kunst. Auf den Studienfahrten nach Berlin hat er immer interessante Veranstaltungen gebucht und sie mit den Schülern/innen besucht. Unvergessen ist mir ein Abend mit dem Ballett von Sasha Waltz, so etwas hatten wir alle noch nie gesehen. Ulli war es gelungen, für diese begehrte Veranstaltung für eine Schülergruppe Karten zu besorgen, dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Es war selbstverständlich, dass der Abend nach einer solchen Veranstaltung noch gemütlich mit einem Bier oder einem Glas Wein enden sollte. Er sprach mit den Schüler/innen nie aus der übergeordneten Stellung eines Lehrers, sondern suchte das Gespräch auf Augenhöhe. Das wussten sie zu schätzen und sie hatten Vertrauen zu ihm.

Ulli war nicht nur Lehrer mit ganzer Seele, sondern auch Politiker. In der SPD, im Stadtrat von Kierspe, im Märkischen Kreis und zahlreichen Gremien hat er sich intensiv politisch engagiert. Das hat ihn viel Kraft gekostet, vermutlich zu viel.

Als Ulli im Juli 2014 von der Gesamtschule verabschiedet wurde, hatte er sich viel vorgenommen. Lateinamerika und Asien wollte er zusammen mit seiner Frau Anne auf großen Reisen erforschen. Nur einiges davon konnten sie realisieren, denn immer wieder warfen ihn schwere Krankheiten zurück. Seine Kräfte ließen nach, Ulli wirkte erschöpft.

Nun ist er nicht mehr unter uns. Die Erinnerung an eine sehr intensive Zeit gemeinsamer Arbeit bleibt und dafür sind wir dankbar. Danke Ulli, mach es gut!

Rolf Muck